Krankheitsbild: Chronische Schmerzstörung

Krankheitsbild: Chronische Schmerzstörung

Ursachen einer chronischen Schmerzstörung und wie wir die Erkrankung im Akutkrankenhaus und in der Rehabilitation behandeln, erfahren Sie hier.

Was ist eine chronische Schmerzstörung?

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn diese ständig vorhanden sind oder wiederkehren und länger als drei Monate andauern. Chronische Schmerzen schränken das soziale und berufliche Leben des Betroffenen meist stark ein.

Eine chronische Schmerzstörung äußert sich beispielsweise durch hartnäckige Rückenbeschwerden, Kopfschmerzen oder regelmäßige Migräneattacken. Die Schmerzen sind sehr belastend und in den meisten Fällen nur schwer in den Griff zu bekommen. Eine besondere Form einer chronischen Schmerzstörung ist die sogenannte Fibromyalgie.

Was ist die Ursache einer chronischen Schmerzstörung?

Meist findet sich keine klar eingrenzbare Ursache. In vielen Fällen wirken bei einer chronischen Schmerzstörung körperliche, psychische und soziale Einflüsse zusammen, zum Beispiel

  • genetische Veranlagung, etwa für eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Stoffwechselvorgänge, z.B. Hormone wie Östrogene, die die Schmerzwahrnehmung steigern können
  • das sogenannte „Schmerzgedächtnis": Das Nervensystem verarbeitet Schmerzen bei jedem Menschen unterschiedlich.
  • seelische und soziale Probleme, z.B. Ängste, depressive Verstimmungen, Konflikte, Erleben von Zurückweisung und sozialer Ausgrenzung

Eine über längere Zeit einwirkende und individuell nicht bewältigbare psychosoziale Belastung führt zu negativen Emotionen und anhaltendem Distress. Dabei wird die Schmerzschwelle gesenkt und somit die Schmerzwahrnehmung verstärkt (Hyperalgesie).

Wie wir eine chronische Schmerzstörung behandeln

Wenn Sie unter chronischen Schmerzen leiden, ist in den MEDICLIN Deister Weser Kliniken eine Akut- oder eine Rehabilitationsbehandlung möglich.

Im Akutbereich werden Sie behandelt, wenn Sie Beschwerden haben, die eine sofortige Therapie benötigen, etwa bei starken Schmerzen mit funktionellen Einschränkungen. Ziel ist die Heilung, beziehungsweise eine Stabilisierung des Gesundheitszustands.

Eine Rehabilitationsbehandlung einer chronischen Schmerzstörung hingegen verfolgt ein längerfristiges Ziel: Die Reha soll Sie vor allem dabei unterstützen, weiterhin einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, bzw. wieder ins Berufsleben zurückzukehren als auch die Alltags- und Lebensführung zu verbessern sowie die Teilhabe aufrecht zu erhalten.

Wie wir eine chronische Schmerzstörung in der Akutpsychosomatik (im Krankenhaus) behandeln

Diagnostik

Unsere Ärzte sprechen mit Ihnen ausführlich über Ihr Krankheitsbild und Ihre persönlichen Beschwerden. Wichtig ist uns ein umfassender Blick auf verschiedene mögliche Schmerzursachen durch

  • psychologische Tests und Erhebung einer Verhaltensanalyse: Dabei erfassen wir Ihre individuelle Problemlage und berücksichtigen dabei Ihre Lern- und Lebensgeschichte
  • körperliche Untersuchungen (internistisch-neurologische und ggf. auch orthopädische Untersuchungen)
Therapie

Die Behandlung soll Sie dabei unterstützen, die chronischen Schmerzen selbst beeinflussen zu können. Wir wollen beispielsweise Ihre Fähigkeiten stärken, die Beschwerden zu lindern, indem Sie den Schmerz anders bewerten. Damit können Sie den Leidensdruck und Einschränkungen im Alltag senken. Denn es ist wissenschaftlich belegt, dass eine psychosomatische Schmerzerkrankung eine Folge von Stress ist.

Bei Ihrer Behandlung arbeitet ein fachübergreifendes Team zusammen.

Dazu gehören:

  • Diplom-Psychologen
  • Kranken- und Gesundheitspfleger
  • Sport- und Ergotherapeuten
  • Kreativtherapeuten
  • Sozialarbeiter
  • Diätassistenten

Die Behandlung einer chronischen Schmerzstörung umfasst speziell auf Sie zugeschnittene Therapien, zum Beispiel

  • psychotherapeutische Einzelgespräche,
  • Gruppenpsychotherapie,
  • Therapie mit Medikamenten (in Absprache mit Ihnen),
  • Entspannungsverfahren (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Phantasiereisen),
  • Achtsamkeits- und Genusstraining,
  • Ergotherapie,
  • Musik- und Kreativtherapie,
  • Physiotherapie / Krankengymnastik

Wie wir eine chronische Schmerzstörung im Reha-Bereich (Psychosomatik und Verhaltensmedizin) behandeln

Diagnostik

Unsere Fachärzte führen mit Ihnen ein eingehendes persönliches Gespräch, um auf Ihr individuelles Beschwerdebild einzugehen. Darüber hinaus ist für uns ein ganzheitlicher Therapieansatz durch ein interdisziplinäres Expertenteam wesentlich:

Wir führen verschiedene Untersuchungen durch:

  • psychologische Tests zur Absicherung der Diagnose
  • Verhaltensbeobachtung: Die Beobachtung Ihrer Symptome aus verschiedenen Blickwinkeln verschafft uns einen umfassenden Überblick über Ihr persönliches Krankheitsbild.
  • Funktionstest: Hier überprüfen wir, wie Ihre Krankheit Ihre Leistungsfähigkeit und Lebensqualität beeinträchtigt.
  • körperliche Untersuchungen nach Bedarf:
    zum Beispiel des Herzens und der Blutwerte, Ultraschall, Magen-Darmspiegelung oder Lungenfunktionsuntersuchung.
    Dabei arbeiten unsere Fachärzte aus der Gastroenterologie (Magen-Darm-Erkrankungen), Onkologie (Krebserkrankungen), Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Nephrologie (Nierenerkrankungen) zusammen.
Therapie
  • Wir setzen auf ein ganzheitliches Behandlungskonzept und eine sogenannte beziehungsorientierte Medizin: Gespräche und der zwischenmenschliche Kontakt zwischen Therapeut und Patient sowie der Patienten untereinander spielen während der Therapie eine wichtige Rolle.  
  • Wir entwickeln gemeinsam mit Ihnen ein Störungsmodell, das dazu beitragen soll, die Zusammenhänge Ihrer Krankheit zu verstehen. Auch Wechselwirkungen zwischen Psyche und körperlichen Funktionen können so erkannt werden.
  • Wir erarbeiten spezifische Maßnahmen und Strategien, damit Sie den Schmerz besser bewältigen können. Dabei steigern wir auch Ihr Empfinden, dass Sie selbst etwas bewirken können, um den Schmerz zu mindern. Hier setzen wir auf eine integrative Therapie die verhaltenstherapeutische Elemente, Achtsamkeitstraining und Entspannungstechniken beinhaltet. Dabei wird Ihre Aufmerksamkeit fokussiert und Ihre Selbstregulationsfähigkeit gesteigert.

Ein zentraler Bestandteil bei der Behandlung einer chronischen Schmerzstörung sind Gruppenpsychotherapien. Schwerpunkte dabei sind:

  • Problemlösetraining: Identifizierung von Stressfaktoren und persönlichen Problemlagen
  • Körperwahrnehmung
  • Entspannungsverfahren
  • Psychoedukation, um zum eigenen Experten für Ihre Erkrankung zu werden
  • soziales Kompetenztraining
  • Erstellung eines individuellen Erklärungsmodells für die Schmerzsymptomatik
  • arbeitsweltbezogene Gruppentherapie
  • medizinisch-berufliche orientierte Therapie (MBOR)
  • Nikotinentwöhnungstraining
  • Ernährungsberatung
  • verhaltenstherapeutisch orientiertes Gesundheitstraining

Unsere Fachärzte führen regelmäßig Visiten durch und tauschen sich abteilungsübergreifend auch bei der Behandlung begleitender körperlicher Erkrankungen aus.

Zur Therapie Ihrer körperlichen Beschwerden gehören beispielsweise:

  • Krankengymnastik,
  • balneophysikalische Anwendungen (u.a. Wassergymnastik, Heilbäder, Massagen)
  • Umfangreiches Sportkonzept: Dabei streben wir eine Balance zwischen Schonung und übermäßiger Beanspruchung an, wodurch Aktivität und Schmerz entkoppelt werden sollen.

Weitere Therapien, je nach Ihrem Bedarf:

  • intensive Einzelpsychotherapien
  • Therapie mit Medikamenten
  • Patientenseminare, in denen unsere Experten Informationen zum Umgang mit Erkrankungen vermitteln
  • Entspannungsverfahren
  • Achtsamkeits- und Genusstraining
  • Sporttherapie
  • Musiktherapie
  • Ergotherapie
  • Kreativtherapie
  • Tanztherapie
  • Ernährungsberatung
  • Sozialberatung, etwa zur Nachsorge bzw. zur weiteren ambulanten Behandlung
  • ggf. Familien-und Paargespräche

Fibromyalgie-Syndrom

Eine spezielle Form einer chronischen Schmerzstörung ist das sogenannte Fibromyalgie-Syndrom. Die Betroffenen leiden an tiefen Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen. Die Ursachen der Krankheit sind weitgehend unbekannt. Eventuell spielen eine gestörte Schmerzverarbeitung und genetische Ursachen eine Rolle.

Kennzeichen des Fibromyalgie-Syndroms

  • länger als drei Monate bestehende Muskelschmerzen in mehreren Körperbereichen
  • Begleitsymptome: Konzentrations- und Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung, Reizdarm, Angstzustände
  • Keine organischen Schäden im Zusammenhang mit der Erkrankung
  • Überempfindlichkeit gegen Schmerzreize und zum Teil auch gegen andere Einflüsse wie Gerüche oder Geräusche

Diagnose und Therapie

Wir analysieren jeden Einzelfall und führen mit Ihnen ein ausführliches Gespräch. Dabei werden Körper, Seele und soziales Umfeld mit einbezogen. Fibromyalgie ist bislang nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, die Beschwerden zu lindern. Die Behandlung ist individuell auf Sie abgestimmt und umfasst unter anderem

  • Bewegungstherapie
  • Wärmetherapie
  • Entspannungs- und Schmerzbewältigungstraining
  • Medikamentöse Therapie
  • Psychotherapie

Wer Sie behandelt

Dr. med. Sigrid R.-M. Krause

Dr. med. Sigrid R.-M. Krause

Direktorin Psychosomatik und Psychiatrie, Chefärztin des Krankenhauses für Akutpsychosomatik, Chefärztin der Rehabilitationsklinik für Psychosomatik und Verhaltensmedizin

MEDICLIN Deister Weser Kliniken

Wie Sie uns kontaktieren können

Kerstin Schulte

Kerstin Schulte

Chefarztsekretariat der Fachklinik für Psychosomatik und Verhaltensmedizin

MEDICLIN Deister Weser Kliniken